London was calling

Das war mein erster UK Besuch seit dem Brexit und der einzige Unterschied war, dass ich einen Reisepass brauchte. Die Passkontrolle war leider vollautomatisch und so gab es keinen Stempel im Pass. Das UK ist aber auch eines der wenigen europäischen Länder, in dem man als Europäer einen Reisepass benötigt. Immerhin lassen sie uns ohne Visum rein. Außerdem habe ich gefühlt weniger deutsche Stimmen vernommen und zumindest in der Woche war es leerer. Ansonsten ist London eben London. Alles knubbelt sich an den Hauptsehenswürdigkeiten und weniger in den äußeren Bezirken. Der typische Engländer joggt in Shorts und Tshirt an der Themse entlang, sei es auch noch so kalt. Da fragt man sich was die im Hochsommer anhaben. Einige Unerschrockene schlendern in Wollmütze, dicker Jacke und kurzen Hosen durch die Einkaufsstraßen. Die Sonne hat schließlich geschienen. Der Engländer an sich hat da ein merkwürdiges Verhältnis zum Winter. Ich habe mich geärgert keine Thermohose eingepackt zu haben. Die hätte ich auch in meinem Hotelzimmer sehr gut gebrauchen können. Was Doppelverglasung und Dämmung an Komfort bedeuten merkt man erst, wenn man sie nicht hat. Dass es im UK immer noch Gebäude mit Einfachverglasung gibt …

In der Tate Galerie war es auch nicht wirklich warm. Das ist bei dem riesigen, alten Kraftwerksgebäude aber verständlich. Die Ausstellungen moderner Kunst sind auf jeden Fall sehenswert. In L.A. habe ich für Yayoi Kusamas Infinity Room leider kein Ticket mehr bekommen. Hier hat es endlich geklappt. Im Nachhinein würde ich sagen, es ist ganz nett. Spannender fand ich aber die Ausstellung Capturing the Moment, in der der Einfluss der Photographie auf die Malerei gezeigt wurde.

Ansonsten gehörte natürlich ein Theaterbesuch zum Programm. Erstaunlicherweise macht das Globe Winterpause. Da möchte man dann wohl doch nicht in kurzen Hosen draußen stehen und Shakespeare aufführen. Es gibt aber ein kleines, wetterfestes Theater, das Sam Wanamaker Playhouse. Dort habe ich das von Schauspielern gelesene Stück Shakespeare’s Women gesehen. Diese Lesung war zugunsten einer Organisation, die Opfern häuslicher Gewalt hilft. Shakespeares Frauen konnten davon in ihrer Selbsthilfegruppe berichten. So konnte ich immerhin Lady Macbeth sehen, für das Stück Macbeth waren einfach keine Karten zu bekommen. Und auf gut Glück drei Stunden in der Kälte stehen, um eventuell zurückgegebene Karten zu ergattern, wollte ich auch nicht.

Nach ein paar abwechslungsreichen Tagen bin ich wieder in heimischen Gefilden. London liegt ja quasi umme Ecke.

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